Eine wichtige Rolle für die industrielle Entwicklung Deutschlands und die erfolgreiche Positionierung auf dem Weltmarkt spielten ab Mitte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts Namen wie Alfred Krupp – für die Krupp-Werke in Essen, Gottlieb Daimler – für Mercedes-Benz, Wilhelm Siemens – für die Siemens AG und Siemens-Halske, August Borsig – für die Borsig-Werke, Ferdinand Schichau – für die Schichauwerften in Elbing und Danzig sowie auch Emil Rathenau – für die AEG.
Emil Rathenau war Generaldirector der „Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft“ – AEG sowie Director der Berliner Electricitäts-Werke AG – BEWAG und damit maßgeblich für die Gründung und die spätere erfolgreiche Positionierung der AEG als weltweit führender Elektrokonzern verantwortlich.
Dies war möglich, da in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts eine Vielzahl physikalischer Effekte für eine industrielle Nutzung erschlossen werden konnten. Emil Rathenau erkannte frühzeitig das ökonomische Potential einiger dieser Erfindungen und versuchte, diese nutzbringend zu erschließen. Hierzu gehörten beispielsweise die Erzeugung von Licht mittels Strom oder auch die Erfindung der dynamo-elektrischen Maschine, die eine wirtschaftliche Erzeugung starker Ströme überhaupt ermöglichte.
1881 erwarb Emil Rathenau die Rechte der Edison-Patente für Deutschland und gründete wenig später – 1883 – zum Zweck der wirtschaftlich Nutzung dieser Patente die „Deutsche Edison Gesellschaft für angewandte Elektricität“, aus der 1887 die „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“ – die AEG hervorging.
Am 19. Februar 1884 schloss die Vorgänger-Gesellschaft der AEG mit der Stadtgemeinde von Berlin einen Monopol-Vertrag ab, in welchem geregelt wurde, zu welchen beidseitig nutzbringenden Bedingungen die spätere AEG das Recht und die diesbezügliche Pflicht zur Elektrifizierung der Berliner Innenstadt erhielt. Am 8. Mai 1884 erfolgte der Eintrag der Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 3 Millionen Mark.
Die neue Gesellschaft erwarb zunächst die für den Bau von Centralstationen in Aussicht genommenen Grundstücke Markgrafenstraße 44 am Gendarmenmarkt und Mauerstraße 80 in der Friedrichstadt und begann im Mai 1884 an der Markgrafenstraße mit dem Bau der ersten Station. Die Inbetriebnahme erfolgte am 15. August 1885 mit der festlichen Beleuchtung des Königlichen Schauspielhauses zu Berlin am Gendarmenmarkt. Auf diesem Grundstück an der Markgrafenstraße 44 befindet sich heute ein Bürohaus der Vattenfall Europe.
Bereits im Dezember 1884 wurde aufgrund der großen Nachfrage im Bereich zwischen Leipziger Straße und Potsdamer Platz für eine weitere Anlage auf dem Gelände Mauerstraße 80 der Genehmigungsprozess in Angriff genommen. Der Bau dieser Centralstation wurde im Frühjahr 1885 begonnen und der Betrieb am 22. März 1886 eröffnet. Das Kraftwerk Mauerstraße versorgte bspw. das Hotel Kaiserhof und die Straßenbeleuchtung für Unter den Linden und die Leipziger Straße.
1888 wurde die Anlage in der Markgrafenstraße wesentlich vergrößert und unter Einbeziehung neu erworbener Flächen wurde 1889 die Erbauung eines neuen, erheblich größeren Werkes auf dem Gelände der Mauerstraße in Angriff genommen. Weitere Innovationen folgten – ab 1. Mai 1896 lieferte das Werk in der Mauerstraße z.B. zusätzlich Gleichstrom von 500 Volt für die erste elektrische Straßenbahn Berlins, gebaut von der Firma Siemens und Halske. 1912 wurde dann auf dem Gelände Mauerstraße ein Großumformer zur Versorgung der S-Bahn eingebracht.
Diese Installationen blieben im Wesentlichen bis 1924, teilweise bis 1926 in Betrieb und wurden im Zuge des Umbaus der Anlage zu einem Abspannwerk, bis auf den Baukörper der heutigen Halle C, abgerissen.
Seit es Anfang der 20 Jahre des neuen Jahrhunderts durch die technologische Entwicklung ermöglicht wurde, starke Ströme über größere Strecken zu transportieren, wurde die Stromerzeugung an die Stadtränder oder an die Förderorte für Kohle – für Berlin im Regelfall die südlich liegenden Tagebaue – verlagert. Hierzu wurde der Strom nach Erzeugung auf 30/6 KV hochgespannt, um am Bedarfsort wieder abgespannt und für die Versorgung bereitgestellt zu werden. Dazu waren dezentrale Abspannwerke in größeren Aglomorationen notwendig und diese wurden durch die BEWAG im Berliner Stadtraum im größerem Umfang ab Anfang der zwanziger Jahre errichtet.
Verantwortlich für diese Bauten zeichnete Hans-Heinrich Müller, der in Summe 40 Abspannwerke in der Zeit von 1924 bis 1930 im Auftrag der BEWAG innerhalb kürzester Zeit und mit hohen funktionalen und nicht funktionalen Anforderungen als Chefarchitekt des Hauses realisierte. Zu seinem Team gehörten zur damaligen Zeit Julius Posner und Egon Eiermann.
Das Gelände auf der Mauerstraße 80 wurde in die Planungen ab 1922 einbezogen, 1924 erfolgte die Abschaltung der ehemaligen Centralstation und im Anschluss wurde mit den Bauarbeiten zum Abspannwerk „Buchhändlerhof“ begonnen, die im Sommer 1926 in einem ersten Teilschritt, 1928 dann vollständig abgeschlossen wurden. Der Name ergab sich aus dem in der direkten Nachbarschaft befindlichen Hof der Berliner Buchhändler, die von diesem Standort aus die zentrale Distribution von Büchern für den Raum Berlin sicherstellten. Vor dem zweiten Weltkrieg war dieses Areal dicht besiedelt und somit auch eng bebaut. Die daraus erwachsende Notwendigkeit, mit dem zur Verfügung stehenden Platz effizient umzugehen, erzwang einige funktionale Besonderheiten, wie beispielsweise die Auslagerung der zentralen Steuerung aus den Gebäuteteilen, was zur Konstruktion des bekannten „Wabenkörpers“ führte.
Das 1928 in Betrieb gehende Umspannwerk „Buchhändlerhof“ war zu seiner Zeit mit hoch innovativen technischen Lösungen ausgestattet und erlaubte den Betrieb der kompletten Anlage mit nur vier Personen. Zum Versorgungsbereich der Anlage gehörten beispielsweise das Areal um die Friedrichstraße, der vollständige Regierungsbezirk mit den Preußischen Ministerien, die Reichskanzlei in der Wilhelmstraße oder der Bereich am Potsdamer und Leipziger Platz mit seinen großen Kaufhäusern.
Ab 1936 trieb Albert Speer mit seiner Planungsgruppe Theo Dierksmeyer, Willi Schelkes, Hans Stephan und Rudolf Wolters die Planungen zur Neugestaltung Berlins voran. Infolge dessen wurden auch Erweiterungsbauten für das Reichsluftfahrtministerium in einer Verbindung vom Zentralflughafen Tempelhof und dem Brandenburger Tor geplant. In Vorbereitung dieser Planungen wurden die südlichen Nachbargrundstücke an der Wilhelmstraße enteignet und weitgehend beräumt. Die Freiflächen, auf denen ab Frühjahr 2006 der High Flyer aufsteigen wird, sind demnach keine Folge von Kriegseinwirkungen sondern auf erste Maßnahmen zur Umsetzung der Germania-Planungen zurückzuführen. Es muss an dieser Stelle daran erinnert werden, dass im Zusammenhang der dafür vorgenommenen Enteignungen auch eine Vielzahl von jüdischen Eigentümern enteignet und unter unwürdigen Bedingungen anderweitig in der Stadt untergebracht wurden. Als Erinnerungspunkte finden sich heute auch auf dem Gelände des ewerks vor dem Hauseingang der Mauerstraße 78 sogenannte Stolpersteine, die auch an die wenige Jahre später einsetzende Deportation und Vernichtung der europäischen Juden erinnern sollen.
Im Zuge des Alliierten Bombenkrieges und der gezielten Bombardierung von Quartieren der Zivilbevölkerung wurde das Areal des Umspannwerkes Ende des Jahres 1944 durch Bombentreffer schwer beschädigt, ging jedoch vorerst nicht vom Netz.
Ende April und in den ersten beiden Tagen des Mai 1945 lag das Abspannwerk innerhalb der letzten Verteidigungslinie der Wehrmacht und der Waffen-SS, die unter Führung des SS-Brigadeführers und Generalmajors der Waffen-SS Wilhelm Mohnke, Kampfkommandant in der Reichskanzlei, die letzten Kampfhandlungen 200 Meter vor der Reichskanzlei und in der Stadtmitte bis zur Kapitulation vor der Roten Armee koordinierten.
Während des andauernden Häuserkampfes wurden weitere Teile des Areals schwer beschädigt und in Folge dieser Kampfhandlungen ging die komplette Anlage vom Netz.
Spuren dieser Kämpfe und Beschädigungen finden sich noch heute in den Vorderhäusern und in bestimmten Teilen der Hallen und Treppenflure. Zu den gebäudeseitigen Verlusten zählen weiterhin das vollständige Accumulatorenhaus und die oberen Etagen der ehemaligen Centralstation, dem heutige Gebäudeteil C sowie die östlichen und westlichen Brandmauerabschnitte des Umspannwerkes, dem heutigen Gebäudeteil F.